Zum Vornherein, Ertrag und Effizienz haben sehr viel miteinander zu tun. Je effizienter ein System ist, umso grösser ist dessen nutzbarer Ertrag. Oder anders ausgedrückt - für einen identischen Ertrag muss bei einem effizienten System weniger Aufwand betrieben werden als bei einem ineffizienten. Diese physikalischen Gesetzmässigkeiten gelten auch bei Windenergieanlagen.

Da sich die Betriebsbedingungen bei Windenergieanlagen (und auch anderen Systemen) auf Grund von äusseren Einflüssen (z.B. Wetter, Wind, Temperatur, etc.) dauernd verändern, ändert sich einerseits der Effizienzgrad (Wirkungsgrad) des Systems dauernd, andererseits aber auch die effektiven Erträge, die ins vorgelagerte Netz eingespiesen werden können.

Die Effizienz solcher dynamischen Systeme kann deshalb nicht direkt zu jedem beliebigen Zeitpunkt miteinander verglichen werden, da die Betriebsbedingungen an jedem Standort anders sind und zudem dauernd wechseln. Ein echter Vergleich ist in diesen Fällen nur über eine definierte Betriebsperiode möglich. Bei Windenergieanlagen bietet sich an, komplette Jahresverläufe miteinander zu vergleichen und via Volllaststunden den Jahresnutzungsgrad zu errechnen.

Tönt kompliziert, ist es aber nicht. Als Beispiel nehmen wir die geplante Anlage der Firma SFS Group AG. Mit dem publizierten Jahresertrag von 5 GWh bei einer installierten Leistung von 4.2 MW können die Volllastunden errechnet werden.

 

 

 

Die berechneten Volllaststunden im Verhältnis zu den möglichen Jahresstunden (8'760 h) ergeben einen Jahresnutzungsgrad von gerade mal 0.136 oder 13.6%. Der Vergleich mit anderen Windenergieanlagen in der Schweiz zeigt auf, dass diese Anlage nicht ansatzweise an die Volllastunden / den Jahresnutzungsgrad der Anlagen im Rhonetal kommt. 

 

 

Gemäss Wikipedia (https://de.wikipedia.org / Zugriff 28.12.2024 / Stichwort Volllasstunde) erreichen Onshore-Anlagen sogar bis zu 3'600 Volllaststunden, was einem Jahresnutzungsgrad von 41.2% entspricht; diese Anlagen werden somit mehr als dreimal so effizient betrieben. Würde die geplante Anlage an einem geeigneten Ort stehen, könnte somit ein Ertrag von 15 GWh in das Netz eingespiesen werden.

 

Wenn nun also Ingenieure von SFS Group AG aktuell in Online-Kanälen behaupten, dass es irrelevant sei, wie effizient eine Windenergieanlage sei (und dass es wünschenswert wäre, wenn im Rheintal noch weitere Anlagen gebaut werden), dann haben sie folgendes nicht begriffen:

  • Der Jahresnutzunggrad ist die wichtigste Kennzahl in Bezug auf die Effizienz und Nutzung von Kraftwerken über eine definierte Betriebsdauer (in der Regel ein Jahr).
  • Auch für den Bau von Windenergieanlagen braucht es enorm viele Ressourcen. Ob ich für den Ertrag von 15 GWh nur eine Anlage, oder eben drei davon bauen muss, macht dann doch einen Unterschied mit Faktor 3 aus.